Samstag, 7. Januar 2017

Neues Jahr - neues Glück

Es ist ruhig geworden um mich in den letzten Monaten. Nach dem Usedom-Marathon kam läuferisch nicht mehr viel. Am 11.09.2016 stand noch der Kohlhau-Team-Marathon an, bei dem mein Mann und ich gemeinsam mit Clemens und Hartmut als Vierer-Team an den Start gingen. Es galt, abwechselnd für jeden zwei mal eine Runde von gut 4km zu laufen. Die Wartezeit zwischen meinen Einsätzen hatte ich dringend nötig, da mein Pirifomis inzwischen selbst bei normalem Gehen höllisch weh tat und dieser Start unter den Voraussetzungen eigentlich unverantwortlich war. Doch versprochen ist versprochen, man lässt sein Team ja nur ungern hängen. Also quälte ich mich in sagenhaften 37:16 und 38:53 min. den Berg hoch und wieder runter. Wir landeten ganz unspektakulär auf dem vorletzten Platz, obwohl Clemens die Rundenbestzeit aller Teams von 23:53 min. lief.

Ab dem Tag bin ich nicht mehr gelaufen. Für den Borsberglauf am 03.10. war ich noch gemeldet, habe aber 5min. vor dem Start beschlossen, nicht anzutreten. Ich zog mich also wieder um und wartete auf meinen Mann, der die 17km absolvierte.
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Mein Mann und Tatjana beim Runden drehen







Auch beim Freiberger Nachtzechelauf war ich dieses Mal "nur" Supporter und machte mich an der Verpflegungsstelle nützlich.





Ich wollte mich auskurieren, war aber auch zu stolz und zu faul, mir professionelle Hilfe bei der Physiotherapie zu holen. Statt dessen versuchte ich selbst alles mögliche, die Beschwerden in den Griff zu bekommen. Dehnung, Blackroll, Tennisball, Massage und Einreiben mit Voltaren u.ä., Kraft- u. Stabiübungen, Voltaren Tabletten gegen die Entzündung und schließlich komplett in Ruhe lassen - nichts brachte wirkliche Besserung.

Da ich aber für den Rennsteig-Supermarathon im Mai 2017 bereits gemeldet war und der Dezember immer näher rückte, musste nun endlich was passieren. Und es gab auch noch einen anderen Grund, gesund zu werden und endlich wieder laufen zu können.

Im Februar war nach gut 12 Jahren unser Liebling Paddy über die Regenbogenbrücke gegangen. Er war sehr krank, so dass wir uns nach langem Überlegen und Zögern in Absprache mit dem Tierarzt dann doch entschlossen hatten, ihn zu erlösen. Dieser Verlust war sehr schmerzlich für uns. Zuerst tiefe Trauer, dann kam der Frühling und damit auch wieder viele Laufveranstaltungen und somit Ablenkung. Wir haben die Zeit ohne Hund in gewisser Weise auch ein wenig genossen. Man war plötzlich völlig ungebunden. Doch es fehlte immer etwas, schon bald waren wir niedergeschlagen, traurig, ja mitunter sogar sehr gereizt.

Die Diskussion über einen neuen Hund wurden immer mehr und immer deutlicher. Nun stand nur das Problem im Raum, wie wir das optimal managen können mit Job, Hobby und Hund. Paddy war es gewohnt, acht Stunden zu Hause zu bleiben. Er war alt und krank und wollte nicht mehr lange draußen toben und spielen, hatte stattdessen viel geschlafen. Mit einem jungen Hund kann man das nicht machen, der braucht viel mehr Auslauf und kann bei weitem nicht so lange alleine bleiben. Irgendwann ließ dann meine Chefin die Bemerkung fallen, dass ich den Hund ja auch mit ins Büro bringen könnte, wenn er sich benimmt. Das war dann der letzte ausschlaggebende Punkt, sich nach einer neuen Fellnase umzusehen.

Bereits seit langem stand fest, dass ein neuer Hund definitiv aus dem Tierschutz kommen sollte. Es gibt so viele Hundeseelen, die ein schönes zu Hause suchen. Von meiner Lauffreundin Conny wusste ich, dass sie mit Auslandshunden schon mal zu tun hatte. Sie verwies mich dann an Mel Wölky, die sich bei ProDogRomania eV sehr stark für Straßenhunde in Rumänien einsetzt. Also wurde die Seite der Orga erst mal in Augenschein genommen. In der dortigen Galerie der Hunde, die zur Vermittlung geeignet sind, suchten wir nach unserem neuen Begleiter. Es sollte kein Welpe sein, aber auch nicht zu alt, nicht zu klein oder zu groß und möglichst kein Handycap haben. Warum? Er sollte mit laufen kommen. Nach kurzer Suche fanden wir unseren Traumhund Leeland, etwas größer als Paddy, schwarz / weiß, ähnlich einem Border Colli und dunkle Knopfaugen. Ich sah das Foto und hab mich sofort in ihn verliebt. 

Leeland noch im Shelter in Rumänien
nach drei Wochen bei uns zu Hause

Noch am gleichen Tag hab ich den Interessentenbogen ausgefüllt und abgeschickt. Dann hieß es warten, bis sich jemand meldet. Eine Woche lang nichts - dann der Anruf einer netten jungen Frau, die bei uns die Vorkontrolle durchführen wollte. Samstags kam sie zu uns und brachte uns noch ein Video von Leeland mit, das vor Ort in Rumänien im Shelter aufgenommen wurde. Das hat uns dann vollends überzeugt, genau diesen Hund bei uns aufzunehmen.



Nun ging alles sehr schnell, bereits am Montag drauf kam die Mail mit dem Schutzvertrag und der Bitte, die Schutzgebühr zu überweisen, denn schon am kommenden Freitag sollte Leeland mit dem Transport nach Deutschland kommen.



Wir hatten zuerst mit einer Woche später geplant und den Urlaub entsprechend eingerichtet - nun hieß es ganz schnell umplanen und alles eine Woche früher zu organisieren. Zum Glück hat alles geklappt, so dass wir am 22. Oktober unseren Leeland in Delitzsch in Empfang nehmen konnten.



Seit dem ist unser Leben im positiven Sinne wieder völlig auf den Kopf gestellt. Leeland war anfangs sehr schüchtern und zurückhaltend, hatte kaum die Kraft für 30 min. Gassi gehen. Mittlerweile läuft er locker 10 km mit uns mit und ist danach immer noch nicht ausgelastet. Er ist ein sehr lieber und freundlicher Hund, der uns immer wieder verzaubert.
Und da das kleine Energiebündel ausgelastet werden will, wird es nun höchste Zeit, wieder mit dem Laufen loszulegen. Somit organisierte ich mir nun doch mal ein paar Termine in der Physiotherapie und von da an ging es auch gesundheitlich bei mir wieder bergauf. Den ersten Laufversuch startete ich am 19.12. gemeinsam mit Leeland über 5km, noch nicht schmerzfrei, aber schon wesentlich besser als vorher.

Am 24.12. war dann der nun schon traditionelle Heiligmorgenlauf im Tharandter Wald, gemeinsam mit ein paar anderen lieben Lauffreunden ging es auf eine 10km Strecke. Leeland war das erste Mal bei sowas mit und hat sich zwischen den ganzen Menschen super gemacht, auch wenn wir ihm offensichtlich zu langsam unterwegs waren.

Nach den Feiertagen fuhren wir für 6 Tage über den Jahreswechsel nach Zempin auf Usedom. Das war schon lange geplant, allerdings jetzt, wo der Hund bei uns ist, besonders wertvoll um der ganzen Knallerei so gut wie möglich zu entfliehen.


Die langen Spaziergänge am Achterwasser und am Strand entlang taten uns allen dreien sehr gut und auch die Lauferei kam nicht zu kurz. Wir haben fast 90km in den sechs Tagen geschafft, davon 3 x 5 km joggend.



Der Abschied von der Insel viel wie immer sehr schwer. Nun genießen wir noch die letzten Urlaubstage, bevor uns am Montag der Arbeitsalltag wieder hat. Und auch mein erster Trainingsplan für kommende Woche hängt schon über meinem Schreibtisch. Es werden weniger Läufe dieses Jahr und Zeiten sind mir völlig egal.

Ich möchte das Laufen einfach nur wieder genießen mit meinem Mann und unserem tollen Begleiter Leeland.