Sonntag, 19. Juni 2016

Rennsteigstaffellauf - ein Wanderzirkus der besonderen Art

Morgens halb vier klingelt der Wecker. Ich bin müde und ich weiß, es wird ein langer Tag - ein seeehr langer. Der Rennsteigstaffel-Lauf steht heute an, 168.9km von Blankenstein nach Hörschel und damit einmal über den gesamten Rennsteig. Dieses Event ist immer etwas ganz besonderes, da ich nicht nur für mich allein laufe, sondern für meine anderen 9 Staffelläufer mit. Hier kann man nicht einfach mal unterwegs schlapp machen oder gar aufhören. Heute heißt es für mich: 15km (mit 314hm) Vollgas über den Rennsteig auf meiner, der 3. von insgesamt 10 Etappen. Die Läufer werden dabei von Radfahrern begleitet. Mein Mann übernahm die ersten vier Etappen als Radbegleitung. Petras Mann Gerd war heute unser Chauffeur.

Bereits gestern waren wir im Startbereich, um den Transponder abzuholen, der dann von Läufer zu Läufer weitergegeben wird, und um einen kleinen Stein aus der Selbitz zu fischen, der in einer kleinen Tasche am Tranponder ebenfalls mit über den Rennsteig getragen wird, um dann in Hörschel in die Hörsel geworfen zu werden. Dies beruht auf einer alten Wanderertradition.





Die starken Regenfälle der letzten Tage hatten den kleinen Fluss ordentlich ansteigen lassen.


Unser Startläufer war für heute Nacht auch unser Gastgeber. Er wird um 5.00 Uhr loslaufen. Doch erst einmal gibt es ein reichhaltiges Frühstück, von dem ich allerdings nicht viel nehmen kann, es ist einfach nicht meine Uhrzeit so früh am morgen.


Halb fünf dann Aufbruch zum Start und unserem Startläufer noch alles Gute gewünscht, dann fuhren wir auch schon weiter. Da es gleich nach dem Start einen ordentlich Anstieg gibt, wurde mein Mann mit dem Rad erst ca. 1km nach dem Start abgesetzt, damit dieser nicht gleich zu Beginn völlig k.O. ist. Er hatte ja noch einige Etappe vor sich.




Nun fuhren wir weiter zur ersten Wechselstelle nach Grumbach, um Petra auf die zweite Etappe zu schicken.
Hier wurden wir dann von einem herrlichen Sonneaufgang begrüßt.




Es waren schon einige Begleitfahrzeuge mit den Läufern und Radbegleitern für die zweite Etappe vor Ort.





Wie es sein soll, kam mein Mann etwas vor dem Läufer an, damit sich Petra auf ihren Start vorbereiten konnte und der Wechsel schnell und reibungslos verläuft.
Der Startläufer zog sich am Auto kurz um, stieg auf sein Rad und verabschiedete sich leider schon für heute von uns, da er noch privat einiges vorhatte an diesem Tag.




Wir fuhren nun weiter zum nächsten Wechselpunkt zur Schildwiese. Es war kühler als erwartet, so dass ich mir doch noch das dünne Langarmshirt unter unser Staffelshirt zog. Bis zum Wechsel war noch gut eine Stunde Zeit. Es war jetzt halb acht und mein Magen machte sich bemerkbar. Hätte ich doch mal mehr gefrühstückt heute morgen. Glücklicherweise hatte Petra für solche Fälle vorgesorgt und ein paar Brötchen und Knacker im Auto deponiert. Knacker war jetzt zwar nicht das Richtige, aber ein Brötchen tat gut.

Etwa eine halbe Stunde vor dem geplanten Wechsel gingen Gerd und ich zum Wechselpunkt. Dort angekommen, bemerkte ich, dass ich meine Startnummer im Auto gelassen hatte, also noch mal schnell zurück und sie holen - ohne die geht heute nix. Somit gleich eine kleine Aufwärmeinheit absolviert, war auch ganz gut.

Dann endlich tauchte mein Mann auf und kündigte den Wechsel an. Alles lief sehr planmäßig und ich konnte pünktlich loslaufen. Kurz nach dem Start ging es durch den Wald einen leichten Anstieg hoch, danach folgten ein paar sehr schöne Trailpassagen, die allerdings neben den ohnehin schon vorhandenen Wurzeln noch zusätzlich mit viel Matsch und Schlamm und Pfützen versehen waren. Das Laufen hier kostete viel Kraft und leider auch etwas Zeit. Nach ca. 3km führte die Strecke eine Rampe hoch, gefolgt von einem langen Anstieg.





Der Ausblick von hier oben war einfach traumhaft, auch das Wetter spielte mit. Diesen Anstieg bin ich jedoch hochgegangen, um Kraft zu sparen.












Runterwärts konnte ich wieder Tempo aufnehmen und das Laufen machte einfach nur Spass, bis die Strecke im Wald weiterführte. Es kamen zwar keine nennenswerten Anstiege mehr, aber die Wege waren durch den Matsch und Schlamm sehr anspruchsvoll und kraftraubend und ich musste mich sehr auf jeden Schritt konzentrieren.








Planmäßig nach 1:32:xx und 16km konnte ich dann den Transponder an der nächsten Wechselstelle an den folgenden Läufer übergeben. Ich war ganz schön geschafft, aber auch ein wenig stolz, die ambitionierten Vorgaben unseres Staffelchefs und Organisators eingehalten zu haben.



Nach einer kurzen Erholungszeit fuhren wir dann weiter zum 4. Wechsel nach Masserberg, um meinen Mann in Empfang zu nehmen, der die Radbegleitung dort an einen anderen Mitstreiter abgab.




Schlammschlacht für Mensch.....



....und Material auch für die Radbegleiter heute.







Hier gönnten wir uns erstmal eine Bratwurst und ein alkoholfreies Bier (alles andere hätte mich sofort umgehauen, die Müdigkeit kam nun so langsam wieder), bevor wir weiter nach Allzunah fuhren, um von da das Auto des Etappenläufers weiterzutransportieren bis nach Oberhof/Grenzadler, damit er es dann nach seiner Etappe dort wieder vor Ort hat. Dies wollte Petra übernehmen.


Das Ganze gleicht immer einem rießigen Wanderzirkus. 235 Staffeln mit je 10 Läufern und Radbegleitern, Autofahrern/anderen Begleitpersonen ist ein gewaltiger Tross, der da an diesem Tag entlang des Rennsteiges zieht. Logistisch ist so ein Staffellauf immer eine große Herausforderung für alle Beteiligten, da ja jeder irgendwie zu seinem Startpunkt muss und dann nach seiner Etappe auch wieder weiterkommen möchte. Manche fahren gleich wieder nach Hause, aber die meisten duschen in einem der vielen schönen Rennsteighäuser und warten dann gemeinsam im Ziel auf den Schlussläufer ihrer Staffel. Auf der Fahrt nach Oberhof hat mich das erste Mal der Schlaf übermannt. Nun wurde geduscht und auf den nächsten Wechsel gewartet.


Den Wechselpunkt Neue Auspanne ließen wir aus und fuhren direkt zum Kleinen Inselsberg. Auch hier war wieder Autotransport für einen Läufer angesagt, den Petra übernahm. Mein Mann und ich fuhren mit Gerd dann direkt zum Ziel nach Hörschel, um dort auf alle zu warten.




Kurz vor dem eigentlichen Ziel warten die Etappenläufer gemeinsam auf ihren Schlussläufer, um dann zusammen durch den Zielbogen zu laufen. Die Schlussläufer werden dabei von ihren Teams gefeiert wie Helden und dieser Teamspirit es es auch, der diese Veranstaltung zu etwas ganz besonderem macht. Wir haben es nach insgesamt 16.44:xx geschafft, inzwischen war es kurz vor 22.00 Uhr.

Es gab noch für jeden eine Medaille und eine Urkunde, auf der alle Wechselzeiten der Teammitglieder verzeichnet sind.

Bis zu unserem Quartier beim Staffelchef in Wasungen sind es noch mal gut 60 Autominuten, so dass wir nicht mehr all zu lange auf der Party geblieben sind. Die Müdigkeit machte sich nun doch bei allen akut breit.


Es war wieder ein sehr schöner Lauf und ein schöner Tag mit vielen lieben Lauffreunden. Im nächsten Jahr kann ich leider erstmals nach 6 Jahren nicht dabeisein, aber ich werde auf jeden Fall 2018 wieder eine Etappe übernehmen.










2 Kommentare:

  1. Habt ihr fein gemacht.
    Erhol dich gut. Sag Petra und deinem Besten viele Grüße von mir.

    Tati

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  2. Fein gemacht. Nur schade, dass wir das mit dem Bier nicht hinbekommen haben.

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